Skip to content

Raum geben

Solange ich in der Stille bin ist alles gut.

Ich kann durchatmen, genießen, bei mir und gelassen sein.
Es fällt mir zunehmend leichter, Löcher in die Luft zu schauen.

Dann stehe ich auf und gehe in mein Büro. Und jetzt beginnt die eigentliche Herausforderung!

Da liegen verschiedene Stapel, die bearbeitet werden wollen:
die Steuer soll abgegeben werden, ein Seminar vorbereitet und Liegen-gebliebenes sortiert, aufgeräumt, an seinen Platz getan werden.
Und ganz eigentlich will ich doch das neue Webinar erstellen und bewerben, Rechnungen bezahlen und auf facebook vorbeischauen.

Und wie aus dem Nichts ist er da: der Druck.

Er liegt mir im Magen, behindert meine Atmung, verursacht Rückenschmerzen oder lässt mich ziemlich schnell zur Toillette gehen.
All diese Behinderungen will ich nicht haben.

Atme bewusst, erde Dich, gib ab. Mach Dir gute Pläne, immer nur eins nach dem Anderen …. und wie sie alle heißen, die sicher auch wichtigen und hilfreichen Haltungen oder Übungen, um Druck abzubauen, Schmerzen zu lindern, Ängste aufzulösen.

Bei mir jedenfalls hat das alles immer nur teilweise und vorübergehen funktioniert.
Bis mir in den vergangenen Tagen ein Buch zufiel, in dem ich Gedanken, Übungen und Anregungen gefunden habe, bei denen mir der berühmte Stein vom Herzen fiel.
Was ich – zusammengefasst – verstanden habe:

Lass    einfach   sein,   was   ist.
Gib dem Raum, was Du fühlst, was Dich bedrängt, was jetzt in Dir da ist.
Sag ja dazu – lächele dem zu – sprich damit freundlich und aufmerksam.
Schenk Deinem Körper liebevolle Aufmerksamkeit, auch während Du Deine Arbeit tust.

Facettenreich und aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln, versehen mit kleinen, wirklich leicht durchzuführenden Übungen nachzulesen bei:
Robert Betz, „Werde der DU sein willst“, Verlag GU
Der Künstler und Seelsorger Meinrad Dufner OSB aus der Abtei Münsterschwarzach sagt es in unnachahmlicher alemannischer Schlichtheit:
„ Das gelebte Leben hat immer recht!“

Also gib dem Raum, was in Dir ist. Es möchte gesehen und wertgeschätzt werden.
So kann Druckvolles sich leise lösen, Schmerzhaftes heilen, Ängste finden Raum und geben frei.
Gib Dir selber den Raum, den alles, was in Dir ist, braucht.
Gib den Menschen mit Dir auch Raum.
Lass zu und beende das Verteidigen von Grenzen.

Dann findest Du weiten Raum wie es in der tief existentiellen Literatur der Psalmen bildhaft beschrieben ist:

„Er streckte seine Hand aus der Höhe herab und fasste nach mir,
zog mich heraus aus gewaltigen Wassern.
Er führte mich hinaus in die Weite,
er brachte mir Rettung, weil er mich liebt.“ (Psalm 18,17.20)

Und wirklich:
Wenn ich allein für diesen weiten Raum zu sorgen hätte, wäre ich schon wieder überfordert.

Dass mir dieser Raum schon geöffnet IST – dass er schon da ist – dass es „eigentlich nur“ meiner Zustimmung bedarf, um ihn zu betreten – das ist große Befreiung.
Und dass der Raum, der schon da ist, ein Ausdruck der Liebe ist.
Ich bin geliebt!
Deshalb habe ich Raum, kann Raum finden und geben.

Wenn wir diese Gedanken in die politischen Herausforderungen unserer Tage hineinstellen – was für unglaubliche Perspektiven!!!!

Und wenn viele Einzelne danach handeln und so zu leben beginnen – dann wird leise, langsam und unaufhaltsam auch unser Weltklima heilen.

 

Bildnachweis: eigen

Dieser Beitrag hat 0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

An den Anfang scrollen