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29 Jahre gemeinsam unterwegs – und jetzt liegt der Freund und Weggefährte im Sterben.
130 km weit weg.
Und mein Körper reagiert mit Allergie.

Allergisch gegen Loslassen, verabschieden, den Anderen allein seinen Weg gehen lassen.
Und auch das eigene Leben, das damit verknüpft ist los lassen, gehen lassen … es ist gelebt.
Einverstanden sein.

Mich trifft diese Erfahrung wieder einmal tief und ohne Wenn und Aber. Es ist eine ungeheure Wucht.

Gerade eben haben wir Ostern gefeiert.
Ich bin, seit ich denken kann, zu Hause im christlichen Glauben: Gründonnerstag, Karfreitag, Osternacht … heilige Tage – da müssen wir durch.
Nur so geht der Weg zum Leben.

In diesem Jahr habe ich die großen österlichen Feiern mit vielen anderen Menschen in einer benediktinischen Klostergemeinschaft erlebt.
Beeindruckend und voller Kraft.
Anschließend der Besuch im Krankenhaus, dann die Fahrt nach Hause.
Wieder in der vertrauten Umgebung, im eigenen Leben und dem Freund, der im Sterben liegt.

DIE Herausforderung:

Ja-sagen zu dem Leben, das immer und nur durch das Sterben hindurch wächst.

Zwei meiner Fotografien aus dem vergangenen Jahr zeigen mir eine Spur:

verhülltes KreuzWir hatten den Raum vorbereitet für die Feier des Gründonnerstag. In der Mitte stand das Kreuz, noch verhüllt.

Auf der Fotografie steht es im Vordergrund, verdeckt  –   fast  –  ganz das dahinterliegende Fenster. Und eben nur fast.
Links und rechts und auch auf dem Boden dringt der helle Schein vom Fenster her durch.

 

Oft steht das, was mich belastet, groß, verhüllt, dunkel vor allem Anderen.
Die Zeichen von Licht und Leben sehe ich nicht mehr. Mein Blick, meine Aufmerksamkeit ist gebunden, verstellt durch das Dunkle.

 

Und das Licht ist da. Es blinzelt da und dort. Das Leben ist stark. Immer.

 

Das zweite Bild entstand in der Woche nach Ostern:

Osterbilddas Kreuz – jetzt ganz frei  –   steht vor der Ikone, auf der der lebendige Jesus Christus seine Hand um die Schulter eines Menschen legt.
Dieser Jesus, der durch den Tod gegangen ist, geht neben mir, mit mir und erzählt mir von dem Leben, das ständig und ständig aus Gott kommt und jetzt zu mir strömt.
Immer. Unaufhaltsam.

Wenn ich mich dafür öffne und nicht vor dem Verhüllten, Dunklen, Ungewissen stehen bleibe.

Der Weg des Sterbens ist der Weg zum Leben.
Immer.
Unerwartet.
Nie ohne Schmerz.
Und immer Leben.

Das ist meine Erfahrung. Ich teile sie mit Ihnen.

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