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Maria misslungen

Misslungen

Dieses Bild, eine Fotocollage, war  misslungen. Beim Drucken wurde die Farbe nicht fixiert und sie verwischte, sobald ich das Bild anfasste. Trotzdem nahm ich es mit. Beim Auspacken entdeckte ich noch mehr Bilder, die dasselbe Schicksal teilten. Ich wollte ich sie wegwerfen. Ein leiser Impuls hielt mich davon ab.

Zufall

Mir fiel irgendwann mal ein, dass ich noch Schlaggold hatte, ganz dünne goldene Blättchen. Es ist ein nicht ganz so hochwertiges Material wie Blattgold – doch der Effekt ist derselbe. Wie – so überlegte ich – würde es aussehen, wenn ich einige der nicht fixierten Stellen mit Schlaggold überziehen würde…?

Getan

Ich machte mich an die Arbeit, trug die Klebemilch auf, wartete und dann in feinen, feinen Schnipseln das Schlaggold. Dann wollte ich das Bild rahmen. Rahmen? Nein. Die Fotografie von Maria mit ihrem Kind hatte ich eingefügt in die Fotografie eines entkernten Hauses mit offener Fassade. Das brauchte ein raueres Material.
So brachte ich das Bild auf Malerkrepp auf.

Gelungen!

So wurde das eigentlich misslungene Bild zum Weihnachtsgeschenk.Maria

Erinnerung

JETZT erinnert mich das Bild  an das Lebensschicksal der auf ihm abgebildeten Personen.
Eine blutjunge Frau wird vor ihrer Hochzeit schwanger. Als die Beziehung schließlich in trockenen Tüchern ist und beide sich auf das gemeinsame Kind freuen könnten, macht der Staat einen Strich durch die Rechnung. Eine Steuerzählung. Alle Familien müssen die Geburtsstadt des Familienoberhauptes aufsuchen, des Mannes. So war es eben damals. Pech – Internet gab es noch nicht. So muss die junge Frau hochschwanger mit ihrem Mann in seine Geburtsstadt ziehen. Zu Fuß oder auf einem Esel. Was für eine Eselei!
Da sie durch ihre anderen Umstände nicht so rasch vorankommen wie Andere, kommen sie zu spät – zu spät um noch eine gescheite Unterkunft zu bekommen. Also irgendwo unterschlupfen. Übrig bleibt eine Hirtenunterkunft – möglicherweise eine grob in den Stein gehauene Höhle. Ein Futtertrog für das Vieh, Stroh und was man eben so bei sich hatte. Ziemlich misslungen für die Geburt des ersten Kindes.

Wenn das Kind mal so richtig erwachsen ist, gibt es neuen Ärger. Der wird schließlich so eskalieren, dass die religiöse Obrigkeit meint: am besten für alle, wenn der weg ist. Nach römischem Recht endet er am Kreuz. Ziemlich misslungenes Leben.

IRGENDWO.DAZWISCHEN

Diese sehr alte Geschichte – vom misslungenen Anfang bis zum misslungenen Ende – wird über zwei Jahrtausende lang weiter getragen, erzählt, bezeugt, besungen, bebaut….. Warum?

Weil IRGENDWO.DAZWISCHEN Töne auftauchen, die von Liebe singen, von Barmherzigkeit und Befreiung aus verkrusteten Mustern und Gewohnheiten, aus menschlichen Grenzen und Schwächen… weil sich die Betroffenen und Misshandelten immer wieder auf einen Gott beziehen, der ihnen IRGENDWO.DAZWISCHEN nahe kommt, ihre Herzen berührt ….

Weil dieses Berührung so stark ist, dass der Totgeglaubte kraftvoll neues Leben schenkt: liebvoll, befreiend, begeisternd… und weil diese Erfahrung trotz aller Verfolgung, Verleumdung, Totgeschwiegen-werdens bis heute lebendig ist.

Heute

Donezk – Homs – Flüchlingslager an der syrisch-türkischen Grenze, Lampedusa, Afghanistan, die toten Kinder Pakistans, Terror, Verfolgung, Gewalt, Seuchen und die, die uns nicht passen, werden entsorgt bis heute… Das sieht im Außen doch ziemlich misslungen aus…

Und doch:
Wieviel Engagement von so vielen unbekannten Menschen. Länder, die selber nichts haben, nehmen Millionen von Flüchtlingen auf. In unzählbaren kleinen Gesten nehmen sich Menschen dieser Menschen an. Ja sogar aus unseren gesicherten Verhältnissen brechen viele, viele freiwillig auf, um Hilfe zu leisten im Ebola Gebiet, in Krisenregionen…. vielleicht manchmal ein Tropfen auf den heißen Stein – und doch Realität!

Und IRGENDWO.DAZWISCHEN  meine Frage:

Wie blicke ich auf das, was misslungen scheint? Ist kreative Wandlung möglich in der künstlerischen Umsetzung wie im wirklichen Leben?

IRGENDWO.DAZWISCHEN weihnachtliche Gedanken:
Gott überzieht alles, was uns misslungen erscheint, mit dem Blattgold seiner Liebe.
Auch in meinem Leben.Kreuz im Licht
Punkt.  Das ist genug.

Gesegnete, lichtvoll-liebevolle Weihnachten Ihnen und Euch allen!

 

Bildnachweis: eigen

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